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300 JAHRE KARLSRUHE 300+1 Skulpturale Schriftgemälde
Ein Kunstwerk von Enno-Ilka Uhde und der Majolika Karlsruhe
Ein nachhaltiges Zeit-Werk kreiert und inszeniert der in Karlsruhe lebende Künstler und Performance-Designer Enno-Ilka Uhde im Auftrag und gemeinsam mit der Majolika eigens zum 300. Stadtgeburtstag Karlsruhes. Am 28. Februar 2015 wurde das Werk in seiner Gesamtheit im Grabener Atelier des Künstlers zum ersten Mal vorgestellt, als Preview im Vorfeld der ART KARLSRUHE.
In diesem Großkunstwerk geht es um den Begriff der Zeit und das Abbilden und Bewusstmachen von Zeit, die für den Künstler nur aus der Bedingung des Urknalls und der Quantentheorie heraus zu verstehen ist. Wie Quanten kann etwas einfach da sein, ohne dass es vorher da war, ganz ohne Grund. Zeit braucht Bewegung, wächst und dehnt sich aus. Zeit hinterlässt Spuren, Erinnerungen, Seiendes. Gemäß dem philosophischen Denken Uhdes ist sie seit der Entstehung der Erde vor 20 Milliarden Jahren der Impuls und die Dynamik für die fortlaufende Erschaffung des Neuen.
Der Genius des Neuen ist - so Uhde - die Idee, die an sich jeglicher materiellen Grundlage entbehrt. Mit der Entstehung der Idee wird mit einem Mal das Davor und Danach dieses immateriellen Momentes definiert: die Idee einer Stadt, die Markgraf Karl Wilhelm zu Baden-Durlach zur Gründung seiner Stadt Carolsruhe veranlasste, dort wo bis dahin Wald stand. Am 7. Dezember 1715 wurde dann das erste Kind in Karlsruhe geboren, und bis 2015 ist Karlsruhe auf inzwischen rund 300 000 Einwohner angewachsen.
300 Jahre, die mit einer unermesslichen Anzahl von Geschichten, Fakten und Ereignissen gefüllt sind; 300 Jahre, in denen sich die Idee ausgedehnt, in unendlich vielen Daten und Fakten materialisiert und immer neue Interaktionen generiert hat. Diesem linearen Zeitlauf ordnen wir zur Orientierung und Kategorisierung der Abfolgen Zahlen zu: Zeitzahlen, Aktionszahlen, Jahreszahlen – so dass auch das Individuum allgemeingültig die ihm wichtigen Ereigniszahlen markieren und benennen kann: Geburtstage, Jahrestage, Geschichtsereignisse.
Die Linearität der Zeit, die Parallelität der persönlichen und historischen Ereignisräume und die gleichzeitige individuelle und kollektive Notwendigkeit der Aneignung und Rhythmisierung von Zeit durch ihre Nummerierung veranlassten Uhde sein Kunstwerk anlässlich des 300. Stadtjubiläums in einer Zeitschiene aus 300+1 Einzelwerken zu konzipieren, als die Idee eines Abbildes von Zeit und Wirken. Bewusst drückt der Künstler 300 Jahre in 300+1 Bildern aus, nummeriert sie und teilt sie in jährliche Ereignisabschnitte ein, da nur so ein solcher Zeitraum bewusst erfassbar und in seiner Menge darstellbar sei. In seiner flüchtigen Handschrift zitiert Uhde für jedes der 300 Jahre Ereignisse, die Weltgeschichte mit Stadt- und Individualgeschichte verbinden. Er stellt allgemeine Geschichte dar in Form eines Aperçus und Ausschnitts eines Gesamten, als Zitat einer materialisierten Idee und Ausdruck des menschlichen Seins. Als Kunstwerke sind diese Bilder für ihn Träger der Wahrheit an sich, indessen ohne Anspruch auf quantitative Wahrheit und Vollständigkeit.
Die 301 Unikate - für 300 Jahre der Stadtgeschichte und das damals zu schreibende Jahr 2015 - sind in Form und Aufbau alle gleich konzipiert und bilden zusammen ein nach dem Prinzip der modernen Reihung gestaltetes Gesamtwerk in einer „Zeitlinie“ von 120 Metern Länge. Die mit Leinwand bespannten Holzrahmen sind je 220 cm auf 40 cm groß, von Hand grundiert in schwarzer, roter, hellgrauer oder goldener Acrylfarbe, nummeriert und mit den Jahreszahlen von 1715 bis 2015 und dem Titel Back to Bambi beschriftet. Jedes der von Uhde individuell gearbeiteten Bilder trägt einen Original-Bambikopf der Majolika in Keramik, wahlweise mit schwarzer, grauer, Platin- oder Goldglasur. Es sind gemalt-gekratzt- geschriebene Fragmente der Erinnerung als „Zeitstücke“ im Fluss, in der das Bambi zum beständigen und ruhenden Pol wird.
Entworfen wurde das Rehkitz 1936 von der Bildhauerin Else Bach und 1948 zum ersten Mal als Filmpreis an Marika Rökk verliehen. Seinen Namen soll es von der damals vierjährigen Tochter Marika Rökks Gabriele erhalten haben, die bei seinem ersten Anblick ausgerufen haben soll: „Oh, das sieht ja aus wie Bambi!“ Ab 1949 erhielt der Leserpreis der „Film- und Moderevue“ offiziell den Namen BAMBI. Die Staatliche Majolika Karlsruhe lieferte damals die Bambi-Figuren für die Preisverleihung in weißer Keramik, bis sie 1958 durch vergoldete Bronze-Skulpturen ersetzt wurden.
Der Werktitel Back to Bambi verweist nicht nur auf die integrierte Keramikskulptur des historischen Bambis der Majolika mit Standort Karlsruhe und den BAMBI-Medienpreis, der bis einschließlich 1963 jährlich in Karlsruhe verliehen wurde. Vielmehr steht für Enno-Ilka Uhde das Bambi durch seine irdene Beschaffenheit als ein Symbol der Beständigkeit, der Erdhaftigkeit und Erdung. Gleichzeitig ist es der sinnbildliche Ausdruck von Wärme und Jugend: das immerwährend junge Bambi ist noch im Wachsen begriffen und muss sich seinen Weg erst bahnen. Aus Weltsicht ist auch Karlsruhe noch eine junge Stadt.
Text: Cordula Münchmeyer
© Uhde Art. Alle Rechte vorbehalten.
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